Meinen ersten internationalen Wettkampf bin ich im März 2017
auf Mallorca gelaufen. Der Mitja Marato Ciutat de Palma wird für 21 und 10 Kilometer angeboten,
zusätzlich findet ein Volkslauf über 3,7 km statt.
Zufällig fiel der Lauf an das Ende unseres geplanten
zweiwöchigen Wanderurlaubs auf Mallorca. Drei Wochen vor dem Halbmarathon in
Tangermünde, bot sich der 10er also ideal als Standortbestimmer an. Also meldete ich mich über
elitechip.net für günstige 14 Euro an. Dort standen auch alle relevanten
Informationen zur Strecke und den Regeln auf Englisch zur Verfügung.
Einen Tag vor dem Lauf konnten die Startunterlagen im Kaufhaus
El Corte Inglés (Gleichzeitig Hauptsponsor des Volkslaufs) abgeholt werden. Wir
nutzten den Vormittag um mit der historischen Eisenbahn (Roter Blitz) nach
Soler und wieder zurück zu fahren und gingen dann im Anschluss zum Kaufhaus… Erfreulicherweise
war es leer – zur Startnummer und dem Transponder gab es auch noch einen
schwarzen Turnbeutel sowie ein pinkes Funktionshirt von der Caixa Bank, welche
den 10km Lauf und den Halbmarathon sponsorte. Ich stellte mir die Frage, ob auch
die Männer ein pinkes Shirt bekommen würden – eine Frage, die ich mir bis heute
nicht beantworten konnte…
Am nächsten morgen ging es sehr früh zum Startpunkt – dem Camí
de S'Escollera, gegenüber der Kathedrale. Mehr als 7.000 Läuferinnen und Läufer
hatten sich über die drei Distanzen angemeldet. Es gab die üblichen Schlangen
an den Dixies und der Kleiderabgabe. Startzeit des 10km Laufes und des
Halbmarathons war halb elf. Es war wolkenlos, windstill und mit 20 Grad schon
sehr warm. Ich gab meinen Turnbeutel ab, verabschiedete mich von Tommy und den
Kindern und machte mich auf die Suche nach einem schönen Plätzchen im
Startblock. Und das stellte sich als erste Herausforderung dar – denn es gab
zwei davon. Also inspizierte ich aufmerksam die Startnummern bis ich mich entschied
in den linken Startblock zu gehen. Hier fiel mir auch, dass die LäuferInnen
unheimlich ruhig waren… Kein großes Gedrängle, sondern eher Gelassenheit.
Leider konnte ich mich von dieser Gelassenheit nicht
anstecken lassen. Ich war wahnsinnig nervös und zweifelte daran, die richtige
Strecke im Kopf zu haben. Die Strecke, die ich zuvor im Internet gesehen hatte,
deckte sich nicht mit der Strecke, die mir gestern mit den Startunterlagen ausgegeben
wurde – sie waren ähnlich, aber eben nicht identisch. Mich überfiel eine
leichte Panik aus Versehen mit den Halbmarathonis mit zu laufen und die 10er
Strecke zu verlassen (Eine Befürchtung die absolut unbegründet war*). Ich
suchte nach einem „deutsch“ aussehenden Läufer, den ich nach der Strecke fragen
könnte. Ich sah keinen, aber dafür dann IHN. Meinen Mann des Tages! Der Pacer
mit dem 50 Minuten Fähnchen. Aufgrund der vielen kräftezehrenden Wanderungen und
zwei wahnsinnig anstrengenden Bergläufen im Vorfeld, hatte ich mich eigentlich
entschieden den Wettkampf ganz entspannt zu laufen. Nun entschied ich mich spontan
um. Ich entschied, ihm solange zu folgen, bis ich sicher sein könnte, mich auf
der richtigen Strecke zu sein. So der Plan!
Start und Ziel war direkt am Hafen. Dann ging es einige Meter
auf die Kathedrale zu und dann nach links auf die Avinguda de Gabriel
Roca. Am Hafen entlang ging es dann bis zum portopi – einem großen
Einkaufszentrum – und wieder zurück. Die gesamte Strecke verlief am Meer und
war damit sehr flach für mallorquinische Verhältnisse.
Der Startschuss fiel und ich lief “meinem“ Pacer hinterher –
das heißt, eigentlich lief ich nur der Fahne hinterher – den Läufer konnte ich
im Gedränge nicht erkennen. Die ersten beiden Kilometer waren nun der Jagd auf
die Fahne gewidmet. Ich kam ihr langsam näher – Kilometerzeiten um die 4:30
waren dafür nötig und mein Puls schoss in die Höhe. Nach zwei Kilometern konnte
ich ihn aber das erste Mal sehen. Noch einen weiteren Kilometer brauchte ich um
endgültig aufzuschließen. Ich war wirklich fix und fertig. Die schnelle Pace
und die Hitze forderten Tribut. Bei Kilometer 4 kam die Wende am Porto Pi und
mit ihr ein Getränkestand. Statt der - in Deutschland üblichen -Trinkbecher,
wurden dort kleine 200 ml Wasserflaschen angeboten. Das Wasser war sehr kalt
und weil ich befürchtete, dass mein Magen das nicht verkraften würde, spülte
ich mir nur den Mund aus und nahm die Flasche dann mit. Die kleinen Flaschen
sind wirklich viel besser zum trinken geeignet als die Plastebecher.
Wir erreichten die Hälfte der Strecke nach 24:40 Minuten.
Ich überlegte mir, noch bis ca. Kilometer 7 dran zu bleiben. So lange wollte
ich die 5:00/km noch mitgehen. Es wurde immer heißer und wir erreichten nach
ca. 7 Kilometern wieder den Hafen. Auf einmal war die Strecke voll mit
Zuschauern, die einen laut unterstützten. Nun ging es noch ein Stückchen
weiter, am Parc de la Mar vorbei und wieder zurück zum Zieleinlauf im Hafen. Ich
blieb an meinem Pacer dran – die jubelnden Menschenmassen pushten mich
zusätzlich. Beim Kilometer 9 Schild nahm ich dann noch mal alle Kraft zusammen
und setzte mich ab. Nach unglaublichen 48:40 Minuten lief ich über die
Ziellinie – neue persönliche Bestleistung! Belohnt wurde ich mit einer der
schönsten Finishermedaillen, die ich je bekommen habe.
Während ich versuchte meinen Puls zu normalisieren, wartete ich
auf „meine“ Pacer. Ein gemeinsames Foto war nach diesem gelungenen Lauf
Pflicht. Ich gab meinen Transponder ab und nahm mir einen angebotenen Beutel
mit Obst und Wasser. Die Verpflegung während und nach dem Lauf war wirklich
einwandfrei! Ich steuerte – so wie ich es von deutschen Wettkämpfen gewohnt bin
– auf den Bierstand zu… Zu meinem Erstaunen war er leer. Also genehmigte ich
mir ein kühles Blondes – na gut es waren zwei. Als ich dann auf dem Weg zu Tommy
und den Mädchen war, wurde mir auch bewusst warum der Stand wohl leer war… Das
Bier war nicht, wie in Deutschland üblich, alkoholfrei, sondern sorgte nach der
Anstrengung sofort für einen ordentlichen Damenschwips. Aber das war mir an
diesem Tag dann auch egal.
Wer seinen Urlaub mit einem schönen Lauf verbinden möchte,
dem kann ich diesen Lauf wärmstens empfehlen. Die Strecke ist wirklich
traumhaft und der Lauf sehr gut organisiert! Als Andenken nimmt man eine
außergewöhnliche Finishermedaille und ein schönes Funktionsshirt mit nach Hause.
*Die Halbmarathonis mussten übrigens die beschriebene
Strecke zweimal laufen. Somit war ein Verlaufen auf der Strecke absolut
unmöglich gewesen!
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